In der Kinderkrebsstation, wo das gedämpfte Licht und die leeren Flure die Außenwelt fern erscheinen ließen, wurde das Erntedankfest (Thanksgiving) kaum bemerkt. Der sechsjährige Milo lag wach, verängstigt von den warnenden Pieptönen und den Schatten der Nacht. Seine Mutter, bis zum Zusammenbruch erschöpft, schlief endlich auf einem kleinen Feldbett in der Ecke. Unterdessen sollte Schwester Caroline, deren Schicht Stunden zuvor geendet hatte, eigentlich ein traditionelles Thanksgiving-Abendessen mit ihrer Familie genießen, komplett mit Truthahn und Füllung. Aufgrund von Personalmangel hatte sie ihr Abendessen verpasst und beabsichtigte nur, eine letzte, schnelle Runde zu beenden, bevor sie nach Hause fuhr.

Als Caroline an Milos Bett vorbeikam, trafen die Augen des verängstigten Jungen ihre. Er flüsterte eine zittrige Bitte: „Können Sie eine Minute bleiben? Es ist zu dunkel. Heute fühlt sich alles beängstigend an.“ Caroline sah, dass seine Mutter nach Tagen der Anspannung endlich ruhte, und blickte auf Milos zitternde Hände. Trotz der Verlockung des Lachens ihrer Familie und des unberührten Abendessens, das auf sie wartete, wusste sie, dass sie den Jungen in seiner Angst nicht allein lassen konnte. Anstatt hinauszugehen, zog sie einen Stuhl direkt an sein Bett.

Caroline nahm sanft Milos Hand und begann, ihm Geschichten zu erzählen. Sie berichtete von der Parade, die sie verpasst hatte, scherzte über die unvermeidlichen Kochpannen ihres Bruders und beschrieb die albernen Familientraditionen, an denen sie nicht teilnehmen konnte. Sie hielt ihre Stimme sanft und stellte sicher, dass die schlafende Mutter ungestört blieb. Milo kicherte, die Angst wich langsam von ihm, während er zuhörte. Die Verbindung ihrer Anwesenheit und ihrer Geschichten erwies sich als der Trost, den er in dieser einsamen Nacht so dringend brauchte.

Langsam wich die Anspannung aus Milos kleinem Körper. Sein Atem wurde tiefer, und seine Augenlider sanken zu. Er fiel in einen tiefen, friedlichen Schlaf, seine Hand umklammerte immer noch Carolines wie eine Lebensader. Caroline hielt ihr Versprechen, zu bleiben. Stunden später erwachte Milos Mutter zu einer Szene tiefen, stillen Opfers: Ihr Sohn ruhte endlich fest, und Schwester Caroline saß zusammengesunken auf dem Stuhl neben ihm, den Kopf geneigt, selbst tief eingeschlafen, nachdem sie ihre eigene Thanksgiving-Feier komplett verpasst hatte.

In der Stille dieses gedämpften Krankenzimmers wurde die wahre Bedeutung des Feiertags neu definiert. Dankbarkeit fand sich nicht in einem Festmahl oder an einem Feiertagstisch; sie fand sich in den Handlungen einer erschöpften Krankenschwester, die sich dafür entschied, ihre eigene Feier und ihren Komfort zu opfern. Sie blieb, damit ein verängstigter kleiner Junge, der gegen den Krebs kämpfte, die dunkelsten Stunden der Nacht nicht allein bewältigen musste, und verkörperte selbstloses Mitgefühl und bot eine Lebensader menschlicher Verbindung, als es am wichtigsten war.