Meine sechsjährige Tochter half, die Windel ihrer Nichte zu wechseln. Doch dann fragte sie: „Mama, was ist das?“ Als ich es sah, wurde mir eiskalt.
Der Morgen begann ganz normal. Meine Schwester rief mich fast weinend an – ihre Stimme war müde, heiser: — Bitte, kannst du ein paar Stunden auf die Kleine aufpassen? Ich kann einfach… nicht mehr. Ich zögerte nicht einmal. Natürlich helfe ich. Meine Tochter und ich liebten ihr neugeborenes Mädchen – winzig, nach Milch und etwas unendlich Reinem duftend.
Als ich ankam, sah meine Schwester aus, als hätte sie seit einer Woche nicht geschlafen. — Ruh dich aus, — sagte ich. — Emma und ich erledigen das. Meine sechsjährige Tochter ergriff sofort die Initiative: Sie sang Schlaflieder, streichelte den Kopf des Babys, brachte eine Decke, küsste die winzigen Finger. Ich sah sie an und dachte, wie wunderbar es ist, die entstehende Zärtlichkeit zwischen den Kindern zu sehen.
Das Haus war erfüllt von Ruhe – sanftes Licht, leichter Windelduft, das leise Schnaufen des schlafenden Babys. Bis… es Zeit war, die Windel zu wechseln. Als das Mädchen aufwachte und weinte, bat ich Emma um Hilfe. Sie strahlte vor Stolz – denn das war eine „Erwachsenensache“. Ich legte eine saubere Windel unter, bettete das Baby vorsichtig hin und öffnete die Windel. Emma stand daneben und beobachtete alles mit dem ernstesten Blick. Und plötzlich – veränderte sich ihr Gesicht.

Sie runzelte die Stirn, starrte irgendwohin nach unten und fragte leise, fast flüsternd: — Mama… und was ist das?.. Ich folgte ihrem Finger – und in meinem Inneren zerbrach alles. Auf dem winzigen Bauch und den Beinen – bläulich-violette Spuren. Als hätte jemand zu fest zugedrückt. Oder zugeschlagen.
Die Welt um mich herum erstarrte. Ich konnte nicht sofort atmen. — Emma… — flüsterte ich. — Du… du hast das nicht gemacht? Meine Tochter riss die Augen weit auf und schüttelte den Kopf: — Nein, Mama… ich habe nur gestreichelt… ich habe sie doch lieb…
Ihre Stimme zitterte, Tränen zitterten auf ihren Wimpern. Ich wählte mit Mühe die Nummer meiner Schwester. — Ist etwas passiert? — fragte sie müde am Telefon. — Auf dem Körper der Kleinen… Prellungen. Was ist das?.. Es gab eine lange Pause. Nur das Atmen im Hörer. Und dann sagte sie leise, fast leblos: — Ich war das.

Ich verstand den Sinn nicht sofort. — Was — du?.. — Ich… ich habe es nicht ausgehalten. Sie hat die ganze Nacht geweint, ich hatte drei Tage nicht geschlafen… mir wurde einfach schwarz vor Augen. Ich wollte es nicht. Ich… bin einfach ausgerastet.
Ich saß da, blickte auf den winzigen Körper des Kindes und spürte, wie in meinem Inneren alles zerbrach – vor Schmerz, Angst, Schuld. Aber am meisten – vor dem Bewusstsein, dass meine Schwester kein Monster war. Sie war ein Mensch, der verzweifelt um Hilfe gebeten hatte, aber niemand hatte es gehört.
Seit diesem Tag besuchte ich sie fast jeden Abend. Ich nahm die Kleine, damit sie wenigstens ein wenig schlafen konnte. Wir tranken Tee, schwiegen, manchmal weinten wir. Allmählich kehrte das Licht in ihre Augen zurück.
Manchmal, wenn ich meine Schwester und ihre lächelnde Tochter ansehe, überläuft mich immer noch ein Schauer: Wie dünn die Grenze zwischen Liebe und Verzweiflung ist. Und wie wichtig es ist – den Menschen zu bemerken, bevor er diese Grenze erreicht.