Ich hatte seit Wochen das quälende Gefühl, dass mein Mann mir heimlich Schlafmittel in den Tee mischt. Immer wieder brachte er mir abends einen Kräutertee, von dem er behauptete, er würde mir beim Entspannen helfen. Doch genau nach diesem Tee verschwanden meine Erinnerungen an die Nächte. Ich wusste nicht mehr, wie ich eingeschlafen war, wachte wie zerschlagen auf und fühlte mich, als hätte ich überhaupt nicht geschlafen.
Der Verdacht wurde immer stärker: Mein Mann betäubte mich absichtlich.
Eines Abends beschloss ich, meine Vermutung zu überprüfen. Ich tat so, als würde ich den Tee trinken, schüttete ihn jedoch unauffällig weg. Eine halbe Stunde später sagte ich, ich sei müde und wolle ins Bett. Er schenkte meinen Worten Glauben.
Ich legte mich hin, atmete ruhig und gleichmäßig und wartete.
Zunächst passierte nichts. Mein Mann lag neben mir wie immer, und für einen Moment dachte ich, ich hätte mir alles nur eingebildet. Doch gegen vier Uhr morgens drehte er sich plötzlich zu mir um. Er starrte so lange in mein Gesicht, als wollte er prüfen, ob ich wirklich schlafe. Dann stand er leise auf und ging ins Bad.
Nach einigen Minuten kam er zurück.
Ich öffnete die Augen nur einen winzigen Spalt – gerade genug, um zu sehen, dass er schwarze Handschuhe trug und in seiner Hand eine kleine Schere hielt. Langsam und ohne jede Hast trat er an mein Bett, als wäre ihm dieser Ablauf vertraut. Vorsichtig schnitt er meine Bluse auf und begann anschließend, mich mit seinem Telefon zu fotografieren.

Danach setzte er sich an den Laptop auf dem Nachttisch. Er wirkte vollkommen ruhig, konzentriert, als würde er eine alltägliche Aufgabe erledigen. Ich wollte aufspringen, schreien, ihn aufhalten – aber die Angst, dass er merken könnte, dass ich wach war, lähmte mich.
Als er schließlich fertig war, schloss er den Laptop, trat an mein Bett und flüsterte leise:
„Schlaf gut, Liebling.“
Dann zog er seine Jacke an, verließ das Schlafzimmer und kurz darauf hörte ich, wie sich die Wohnungstür von außen verriegelte.
Ich wartete einige Sekunden, dann sprang ich auf. Meine Hände zitterten. Ich schnappte mir den Laptop, weil ich wusste, dass ich nur wenig Zeit hatte.
Was ich sah, ließ mich erstarren.
Auf dem Bildschirm war eine geöffnete Seite zu sehen – keine gewöhnliche Website, sondern eine geschlossene Plattform, ein Forum, für das man eine Einladung benötigte. Gleich oben befand sich ein Ordner mit der Bezeichnung „Sleeping Collection – 47“.
Ich klickte darauf.
Dutzende Unterordner erschienen, jeder mit einem Datum versehen. In jedem einzelnen war ich zu sehen: schlafend, in verschiedenen Kleidungsstücken, manchmal fast ohne sie. Die Fotos reichten viele Monate zurück.
Doch schlimmer noch waren die Kommentare.
Fremde Männer diskutierten dort über meinen Körper, machten Vorschläge, verlangten bestimmte Aufnahmen, boten Geld für Videos.
Mir stockte der Atem. Ich wollte schreien, aber kein Ton kam heraus.
Dann fiel mein Blick auf eine weitere geöffnete Registerkarte. Ich wollte sie zunächst ignorieren, doch schließlich klickte ich doch darauf.
Dort befanden sich Fotos anderer Frauen. Der gleiche Stil. Die gleichen Kommentare. Die gleichen Absprachen.
Mein Mann war Teil eines Netzwerks – und er tat all das nicht nur mit mir.
Er tat es, um Geld damit zu verdienen.