Der alte Mann mit der Pizza in der Hand wirkte zunächst wie eine lustige Figur auf seinem alten Motorroller. Nur wenige kannten die Geschichte des gutherzigen Lieferanten George Peterson. Deshalb konnte er selbst nicht ahnen, dass ihn eines Tages eine Lieferung erreichen würde, die alles verändern sollte.
George Peterson hätte nie gedacht, dass er mit zweiundachtzig Jahren noch durch den Stadtteil fahren würde. Doch es war der einzige Weg, seinem Enkel Alex zu helfen. Wenn er könnte, hätte er seine eigenen Beine, seine Kraft, alles, was ihm noch blieb, gegeben, nur damit der Junge wieder laufen konnte. Die Vergangenheit ließ sich nicht zurückholen. Also arbeitete er – lieferte Pizza, sparte für die Behandlung.
Er war kein Kurier aus Berufung, doch er wurde zur bekanntesten Persönlichkeit in der Stadt. Zweiundachtzig Jahre alt, und er kannte noch immer die Namen der Kinder seiner Kunden, ließ kleine Rätsel da, schenkte ein Lächeln, als wäre das Leben leicht und unberührt.
Fast alle freuten sich mehr auf ein Treffen mit ihm als auf die Pizza selbst. Einer davon war Jason, Inhaber einer kleinen Werbeagentur am Rande des Business Centers. Zwei Mitarbeiter, ein Kreislauf aus Projekten, Kaffee und der Fleischpizza aus der Ecke – diese einfache Gewohnheit verband ihn auf unerwartete Weise mit George Peterson.
An diesem Mittwoch stand Jason am Eingang, erwartete den gelben Roller, wollte dem alten Mann von einem neuen lustigen Projekt erzählen und stellte sich bereits das herzliche Lachen vor. Doch die Pizza wurde erstmals von einem anderen Kurier gebracht.
„Danke. Arbeitet George Peterson heute nicht?“
„Nein. Wissen Sie von seinem Enkel?“
„Alex? Siebzehn.“
„Er ist gestern aus dem Rollstuhl gefallen. Ich weiß es nicht genau, aber wenn George frei genommen hat, läuft etwas schief. Er hatte schon vorher große Schwierigkeiten.“
Jason zog sich innerlich zusammen. Alex war seit drei Jahren an den Rollstuhl gefesselt. Seine Eltern starben bei einem Flugzeugabsturz. Der einzige Mensch, der ihm blieb, war sein lebhafter, gutherziger Großvater auf dem Motorroller.
Er versuchte anzurufen – keine Antwort. Ohne ein Wort zu sagen, schnappte er sich die Schlüssel und fuhr durch den Stadtteil. Ein Gedanke beherrschte seinen Kopf: Wie geht es Alex? Wie hält George Peterson durch?

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er das vertraute Haus erreichte.
„George Peterson, sind Sie zu Hause?“
„Jason? Was machst du hier?“
Der alte Mann stand im Türrahmen, gestützt auf seinen Stock. Von seiner gewohnten Lebendigkeit war nichts zu sehen. Er sah aus, als hätte ihn eine ganze Lebenslast über Nacht erdrückt.
„Du hättest nicht kommen müssen. Alles unter Kontrolle“, sagte er und versuchte zu lächeln.
„Mich täuscht du nicht. Dein Lächeln beruhigt alle – nur mich nicht.“
George Peterson seufzte, setzte sich auf den alten Hocker im Flur und erzählte.
Alex leidet wieder unter Schmerzen. Taubheit in den Beinen. Eine Operation wäre möglich, kostet aber etwa vierhunderttausend. Deshalb arbeitet George jeden Tag. Regen, Schnee, Hitze – er liefert Pizza, weil es keinen anderen Weg gibt.
„Es tut mir leid, dass ich nie nach Alex gefragt habe“, sagte Jason leise.
„Schon gut. Es ist schwer, darüber zu sprechen. Er war… ein richtiger Junge. Footballspieler. Stolz der Schule. Und dann die Verletzung. Danach der Flugzeugabsturz. Ich bin allein mit ihm. Und nun tragen wir die Last zu zweit – er still, ich auf dem Motorroller. Ich liefere Pizza nicht aus Freude, Jason. Sondern weil wir es sonst nicht schaffen.“
Jason hörte zu, spürte, wie alles in ihm zusammenbrach. Er wollte helfen, konnte aber nicht alles bezahlen. Doch er konnte da sein, Aufgaben übernehmen, Einkäufe erledigen, abends einfach neben ihm sitzen und schweigend unterstützen.
Eine Woche verging. George kehrte nicht zur Arbeit zurück. Kollegen schickten Karten, Blumen. Die Blumen welkten, doch Alex’ Schmerzen blieben.
„Vielleicht sollte ich den Roller verkaufen…“, murmelte George. „Dann reicht es wenigstens für die Medikamente.“
Er zog den Mantel an, wollte zur Apotheke, da hörte er ein Klopfen an der Tür.
Seltsam. Jason war doch weg. Wer sonst?
Vor der Tür stand eine Pizza-Box. Darunter ein Umschlag.
„Hast du das bestellt?“ fragte George.
„Nein, Opa.“
Drinnen: ein Scheck über zweihunderttausend und eine Notiz.
Lieber George Peterson,
dies ist egoistische Freundlichkeit. Das Geld ist für Alex.
Damit du wieder auf den Motorroller steigst und an unsere Tür klopfst.
Wir vermissen dich mehr als die Pizza.
Wir erinnern uns an deine Geschichten.
Es ist kein Geschenk, keine Schuld. Es sind Trinkgelder für den besten Kurier der Stadt. Möge es helfen. Bis bald.
Jason
George schwieg lange. Dann atmete er auf, wie seit einer Woche nicht mehr. Tränen glänzten in seinen Augen – für den Enkel, dem nun geholfen werden konnte, für die Freundlichkeit, an die er kaum noch glaubte.
Er hob die Box, öffnete sie leicht und grinste:
„Fleischpizza. Extra Bacon. Mittwoch… Du bist echt ein Fuchs, Jason.“
Alex rollte aus dem Zimmer, sah still zu seinem Großvater, griff nach der Box, setzte sich daneben und lächelte leise.
Warum sind gerade einfache Menschen wie George Peterson oft die stärksten? Teilt eure Gedanken und Geschichten in den Kommentaren!