Ein verlorener Tourist dachte, ein hungriger Wolf würde ihn lebendig fressen: Der Wolf näherte sich langsam, legte seine Pfoten auf seine Brust, begann, sein Gesicht und seinen Hals zu beschnuppern – und dann tat er etwas Unerwartetes.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erkannte der Tourist mit Entsetzen, dass er sich in einem weiten Wald in Montana völlig verlaufen hatte. Er hatte kein Signal auf seinem Handy, und seine Freunde, mit denen er wandern gegangen war, waren bereits aus seinem Blickfeld verschwunden. Er versuchte mehrmals, einen bekannten Pfad zu finden, aber alles sah gleich aus: endlose Bäume, Dunkelheit und keine Spur vom Weg. Als er zu ermüden begann, beschloss er, anzuhalten und sich einen Moment auszuruhen. Die Sonne war bereits untergegangen, der Wald versank in Kälte und Stille, unterbrochen nur vom Knistern der Äste und dem gelegentlichen fernen Heulen. Die Luft war feucht und eiskalt; seine Finger waren taub und seine Zähne klapperten. Eine klebrige, lähmende Angst begann ihn zu packen: Er wusste nicht, wohin er gehen, was er tun sollte, oder ob es überhaupt sicher wäre, zu schreien.
Als er weiterging, stolperte er über Wurzeln und fiel in einen schmalen Bach. Das eiskalte Wasser verbrannte seinen Körper, seine Kleidung klebte an der Haut und schnitt ihm den Atem ab. Mit großer Anstrengung gelang es ihm, ans Ufer zu gelangen, zitternd vor Kälte, und er verstand, dass er keine trockene Kleidung und keine Kraft hatte, weiterzumachen. Er brach auf der Erde zusammen, überzeugt, dass sein Ende gekommen war.

In diesem Moment ertönte ein scharfes Heulen in der Nähe. Es klang so nah, dass es schien, als wäre das Tier direkt hinter ihm. Langsam drehte er den Kopf und erstarrte: Ein riesiger Wolf mit dunklem Fell und leuchtenden Augen im Halbdunkel stand vor ihm. Hinter ihm waren kleine Gestalten zu sehen: Es waren die Welpen.
Der Mann legte sich, ohne nachzudenken, auf den Rücken und versuchte, sich tot zu stellen. Er blieb regungslos liegen, hielt den Atem an und vermied es zu schauen. Der Wolf näherte sich, stützte seine Pfoten auf seine Brust und begann, sein Gesicht, seinen Hals und seine Hände zu beschnuppern. Er spürte die Wärme seines Atems und hörte leises Schnaufen. „Er wird mich gleich bei lebendigem Leibe fressen“, dachte er verängstigt. Doch in diesem Moment tat der Wolf etwas völlig Unerwartetes, das den Mann unter Schock versetzte.

Plötzlich winselte der Wolf leise, legte sich neben ihn und begann, seine Hände zu lecken. Dann wechselte er zum Hals und zum Gesicht, als würde er überprüfen, ob er noch lebte. Die Welpen kamen näher und wiederholten die Bewegungen ihrer Mutter. Der Mann konnte nicht glauben, was er sah. Er blieb unbeweglich liegen, während die Tiere ihn umringten und ihn mit ihrer Wärme berührten. Der Wolf legte sich neben ihn, atmete schwer, aber ruhig, und spendete ihm Wärme. Unbemerkt schloss er die Augen vor Erschöpfung. Das Gefühl der Wärme breitete sich in seinem Körper aus, die Angst verschwand, und er schlief ein.
Beim Morgengrauen, als er erwachte, sickerten die ersten Sonnenstrahlen durch die Äste. Der Wolf war verschwunden. Zuerst dachte er, alles, was in der Nacht passiert war, sei ein Traum oder eine Halluzination gewesen. Nur die Pfotenabdrücke im feuchten Boden und einige dunkle Haarbüschel erinnerten ihn daran, dass alles real gewesen war.