Mein Schweinchen grub drei Tage lang ununterbrochen an derselben Stelle und verwirrte mich völlig. Erst als ich die Schaufel in die Hand nahm, begriff ich, dass es den Tod unter der Erde spürte.

Ich bemerkte es am Morgen, als die Sonne gerade erst begann, den Hof golden zu beleuchten. Mein Ferkel, Chester, grub wieder. Unermüdlich, an derselben Stelle, mit einer Art hartnäckigem Eifer. Zuerst schmunzelte ich nur. „Hast du einen Schatz gefunden?“, sagte ich laut und warf einen Blick auf seinen rosa Rücken, der vom Staub glänzte. Doch Tag für Tag kehrte er zu derselben Stelle zurück, und das Schmunzeln wich allmählich der Beunruhigung.
Ich versuchte, die Grube zuzuschütten – zweimal, dreimal. Doch am Morgen wühlte Chester wieder in der Erde, schnaubte und quiekte, als würde ihn etwas unter der Lehmschicht rufen.
Am Abend des dritten Tages hielt ich es nicht mehr aus. Ich nahm die Schaufel.
Die Erde war dicht, grau, feucht. Ich grub etwa zehn Minuten lang, bis die Schaufel auf etwas Hartes stieß.
Ein dumpfer Ton war zu hören. Ich beugte mich vor und schob den Schmutz mit den Händen beiseite. Unter den Fingern glitt ein Stück Stoff – dicht, grob, von der Zeit verblichen. Blau.
Mir wurde kalt ums Herz. Das war kein Müll und kein Sack. Das war – Kleidung.
Ich grub vorsichtig weiter. Unter dem Stoff kam ein Ärmel zum Vorschein, dann ein knöchernes Handgelenk.
Die Welt um mich herum schien sich auf einen Punkt zusammenzuziehen. In meinen Ohren herrschte Stille, nur Chesters schweres Atmen war irgendwo in der Nähe zu hören. Ich wich zurück, mein Herz donnerte, als wollte es herausspringen. Meine Finger gehorchten mir nicht, als ich die Polizei anrief. – Ich… ich habe… – die Worte kamen abgehackt heraus, – …eine Leiche gefunden. Auf meinem Grundstück.
Dann schien alles langsamer zu werden. Sirenen, Schritte, Kommandos. Leute in Uniform umstanden die Grube und sahen sich an. Jemand sagte leise: „Eine Frau. Eine alte Geschichte.“
Später hörte ich Gespräche. Vor vielen Jahren gehörte das Haus der Familie Wilson. Die Nachbarn erinnerten sich – die Frau verschwand plötzlich, der Mann sagte, sie sei gegangen, und verkaufte bald darauf die Farm. Der Fall wurde damals abgeschlossen. Jetzt fügte sich alles zusammen.
Ich stand am Gatter und sah Chester an. Er grunzte wie gewöhnlich, aber in seinen Augen lag etwas Beharrliches, Lebendiges. Er hatte die Wahrheit vor allen anderen gespürt. Und ich verstand, dass manchmal sogar ein einfaches Tier in der Lage ist, das zu hören, was der Mensch nicht bemerken will – das Flüstern der Vergangenheit, den Ruf aus der Erde. Heute, wenn ich an dieser Ecke des Hofes vorbeigehe, höre ich immer noch in meinem Kopf das Geräusch der Schaufel, die auf etwas Hartes trifft, und Chesters leises Schnauben – als Erinnerung daran, dass Geheimnisse nicht für immer im Boden bleiben.